Der Pionier der Eisenbahn
Hans Goldschmidt, Chemiker und Unternehmer
Ab 1888 Mitinhaber der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt, bzw. ab 1911 der Th. Goldschmidt AG und deren bedeutendster Chemiker
Hans Goldschmidt kam als zweiter Sohn von Theodor Goldschmidt 1861 in Berlin zur Welt. Wie schon sein Vater und der ältere Bruder Karl studierte er Chemie an der Berliner Universität, wo er als Schüler des berühmten Robert-Wilhelm Bunsen schon früh brillante Anlagen zeigte. Nach der Promotion trat er 1888 in die Firmenleitung Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt ein. In den folgenden 30 Jahren bildete sich eine Art Arbeitsteilung heraus, bei der Hans Goldschmidt - im Gegensatz zu seinem Bruder, der sich eher als Unternehmer und Sozialpolitiker fühlte - die Forschung und Entwicklung neuer Produkte vorantrieb. Diese Kombination erwies sich als äußerst günstig für das Unternehmen, solange die brüderliche Verbundenheit anhielt. Hans Goldschmidt wurde zu einem der bedeutendsten Chemiker seiner Zeit.
Mit ihm ist untrennbar die Entwicklung der Aluminothermie verbunden. Das von ihm ursprünglich zur Darstellung kohlefreier Metalle entwickelte so genannte Thermit-Verfahren wurde zum Standard-Verfahren für die Verschweissung von Eisen- und Straßenbahnschienen. Es wird bis heute weltweit angewandt und gilt qualitativ als unübertroffen.
Ab 1899 wurde das Thermit-Geschäft nach der Weißblechentzinnung zum zweiten Standbein der Firma Goldschmidt. Es trug nachhaltig zur Internationalisierung des Unternehmens bei, weil das Schweissgeschäft stets global "vor Ort" betrieben wurde.
Mit der Berufung von Friedrich Bergius zum neuen Forschungsleiter durch Karl Goldschmidt entstand ein Riss zwischen den Brüdern, der nicht zu kitten war. Hans Goldschmidt zog sich 1916 aus dem Vorstand zurück und wechselte in den Aufsichtsrat. 1918 verließ er auch diesen und zog zurück nach Berlin. Nach seinem Tod während einer Kur in Baden-Baden wurde er später in Berlin in einem Ehrengrab bestattet.