Der Colorist
Theodor Goldschmidt, Unternehmer und Chemiker
Gründer der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt, aus der 1911 die Th. Goldschmidt AG hervorging
Theodor Goldschmidt wuchs als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Bürgerfamilie in Berlin auf. Nach dem frühen Tod des Vaters wurden seine beiden Onkel Karl und Eduard Goldschmidt, beide Inhaber der respektablen Kattundruckerei R. Goldschmidt & Söhne, zu Vormündern bestimmt. Sie ermöglichten dem Ziehsohn nicht nur das Studium der Chemie an der renommierten Berliner Universität, u.a. bei Eilhard Mitscherlich, und eine anschließende Ausbildung als Colorist (ein Experte für die Farbgebung von Stoffen), sondern förderten im Besonderen seine Neigung zur Selbstständigkeit und zum Unternehmertum. So war die Gründung der eigenen „Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt" 1847 nur die logische Konsequenz.
Theodor Goldschmidt fand durch den baumwollverarbeitenden Betrieb der Onkel gute Startbedingungen vor. Mit wenigen Mitarbeitern produzierte er in den ersten Jahren vor allem Hilfsmittel für die Textilindustrie.
Er war ein außerordentlich gebildeter Mann, dessen Interessen weit über seine chemische Fabrik hinausgingen. Goldschmidt war Stadtverordneter in Berlin, interessierte sich für Philosophie und unterhielt intensive Kontakte zu den namhaften Chemikern seiner Zeit.
Ein begnadeter Unternehmer war er dagegen nicht, seine Fabrik stagnierte. Zudem schwer herzkrank richtete Theodor Goldschmidt sein Augenmerk eher auf den Erhalt des Bestehenden als auf kostspielige Erweiterungen. Als er 1875 starb, hinterließ er seinen beiden zur Nachfolge ausersehenen Söhnen Karl und Hans Goldschmidt eine mit etwa 15 Mitarbeitern zwar kleine, aber in ausgezeichnetem Ruf stehende Fabrik, die sich längst von der inzwischen in Konkurs gegangenen Kattundruckerei der Onkel abgenabelt hatte.