Der Apotheker

Otto Röhm, Chemiker und Unternehmer

Mitbegründer und langjähriger Mitbesitzer und Firmenleiter der Firma Röhm & Haas, deren Werke in Darmstadt, Worms und Weiterstadt wichtige Standorte von Evonik Industries sind.

* 1876, Öhringen/Württemberg

† 1939, Berlin

 

Ursprünglich zum Apothekengehilfen ausgebildet, studierte Otto Röhm zunächst Pharmazie an den Universitäten in München und Tübingen. Als examinierter Apotheker schloss er ein Chemiestudium in Tübingen an, das er 1901 mit einer Dissertation über "Polymerisationsprodukte der Akrylsäure" erfolgreich beendete. Tätigkeiten beim Pharmaunternehmen Merck sowie als Chemiker beim Gaswerk Stuttgart folgten, wo Otto Röhm sich erstmals der Verarbeitung von Tierhäuten widmete, die er mit Gaswasser behandelte. Seine Forschungen mündeten in eine enzymatische Lederbeize, für die es in der Lederindustrie großen Bedarf gab. Zur Vermarktung dieser Pioniertat gründete er 1907 gemeinsam mit dem Kaufmann Otto Haas die Firma Röhm & Haas in Esslingen, die bald das neue Produkt OROPON® mit großem Erfolg auf den Markt brachte. Schon zwei Jahre später sah sich das junge Unternehmen zum Umzug nach Darmstadt veranlasst, wo ein größeres Werk in der Nähe zu den Lederfabriken im Rhein-Main-Gebiet errichtet wurde.

Otto Röhm war der erste Chemiker, der Enzyme isolierte und technisch verwertete. Damit revolutionierte er nicht nur das überlieferte Verfahren mit Hundekot in der Lederindustrie, sondern auch ab 1914 das Wäschewaschen. 1920 führte Otto Röhm Enzyme in der Pharmazie und 1934 in der Lebensmittelindustrie ein.

Auch auf dem Kunststoffgebiet wurde Röhm zu einem Pionier. Er entwickelte eine große Anzahl Acrylat- und Methacrylat-Verbindungen. Zur erfolgreichsten Erfindung wurde 1933 PLEXIGLAS®. Auf der Pariser Weltausstellung 1937 gab es dafür den Grand Prix und eine Goldmedaille.

Otto Röhm war stets bestrebt, seine chemischen Produkte vielseitig anzuwenden, und so wurden bereits zu seinen Lebzeiten Granulate für Formteile, Präparate für Zahnprothesen und Produkte für die Lack- und Textilindustrie entwickelt. Die von ihm erarbeitete chemische Basis ermöglichte Röhm & Haas ab den 1950er Jahren den Aufbau einer umfangreichen Produktpalette für breite Anwendungsbereiche.

Röhm wurde 1922 Ehrenbürger der TH Darmstadt. Er ist in über 70 Patenten als Erfinder oder Miterfinder genannt. Als er 1939 starb, beschäftigte das Unternehmen 1.800 Mitarbeiter und der Umsatz betrug 22 Mio. Reichsmark. Seinen Namen führen Straßen in Darmstadt, Weiterstadt und Worms sowie an seinem Geburtsort Öhringen.