Mitgründer der Firma Röhm & Haas

Otto Haas, Kaufman und Unternehmer

* 1872, Stuttgart

† 1960, Philadelphia/USA

 

Otto Haas trat nach einer kaufmännischen Lehre in einer Stuttgarter Bank in die Firma Siegle & Co. in Stuttgart ein. 1903 lernte er den bei der dortigen Gasanstalt angestellten Chemiker Otto Röhm kennen, eine Begegnung, die für beide Folgen haben sollte. Zwar ging Haas zunächst für die Firma Siegle in die USA, kehrte aber 1906 auf Wunsch von Otto Röhm zurück, um sich als Partner an der Gründung einer chemischen Fabrik zur Herstellung eines Produktes für Lederbeize zu beteiligen.

Im folgenden Jahr gründeten beide in Esslingen die Firma Röhm & Haas OHG, deren Erfolgsprodukt OROPON® die in der Lederindustrie überlieferte Beizmethode mit Hundekot ersetzte. Der enorme Erfolg machte bereits 1909 eine Verlagerung des Firmensitzes nach Darmstadt erforderlich, wo in der Nähe der bedeutenden Lederfabriken des Rhein-Main-Gebietes ein größeres Werk errichtet wurde – der  heutige Standort Darmstadt von Evonik Industries.

Otto Haas förderte in starkem Maße die Expansion von Röhm & Haas ins Ausland. Ab 1909 entstanden Zweigniederlassungen, die bedeutendste davon in Philadelphia/USA. Deren Leitung übernahm Haas selbst und baute dort eine eigene Produktion von Lederhilfsmitteln auf. Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg 1917 wurde der deutsche Anteil der Filiale in Philadelphia sequestriert. Es folgte die Umwandlung in ein selbständiges Unternehmen, die Rohm and Haas Company (heute zu Dow Chemicals gehörig). Der Freundschaft von Otto Röhm und Otto Haas war es zu verdanken, dass die Verbindung zwischen den beiden Unternehmen bis zum Zweiten Weltkrieg und auch lange danach erhalten blieb.

Unter Führung der Söhne von Otto Haas entwickelte sich die Rohm and Haas Company nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bedeutendsten Chemieunternehmen in den USA. Die Kontakte zur deutschen „Schwester“ versiegten jedoch allmählich nach dem Tod von Otto Haas 1960. Darüber hinaus standen sich die beiden Unternehmen durch die Internationalisierung der Wirtschaft zunehmend als Konkurrenten gegenüber. 1970 verkaufte schließlich die Familie Haas ihre Anteile an Röhm & Haas Darmstadt und die Wege der beiden Firmen trennten sich endgültig.