Der Mitbegründer der SKW Trostberg AG
Nikodem Caro, Chemiker und Unternehmer
Miterfinder der Kalkstickstoffsynthese und erster Generaldirektor der Bayerische Stickstoffwerke AG, aus der 1939 die Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke AG (SKW) hervorgingen
* 1871, Lodz
† 1935, Rom
Nikodem Caro entstammte einer bekannten jüdischen Familie, die in Polen und Oberschlesien ansässig war. Mit 17 legte er das Abitur ab und ging zum Studium nach Berlin. 1891 erlangte er seinen Abschluss als Diplom-Chemiker an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg. Nur ein Jahr später folgte die Promotion an der Universität Rostock. Diese Tätigkeiten brachten Caro mit Professor Adolph Frank zusammen, mit dem er neben Versuchen zur Gasverflüssigung sowie der Vergasung von Torf vor allem die Herstellung von Cyaniden erforschte. Das von ihnen dabei entwickelte Verfahren zur Herstellung von Cyanverbindungen aus Carbiden wurde am 31. März 1895 patentiert. Diese Kalkstickstoffsynthese wurde als Frank-Caro-Patent bekannt, das Endprodukt der Synthese hieß (Calcium-) Cyanamid. Zur ökonomischen Verwertung und weiteren Erforschung des Cyanamids gründete Caro zusammen mit Adolph Frank, Dr. Fritz Rothe, der Deutschen Bank, Siemens & Halske sowie der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler, Frankfurt, 1899 die Cyanidgesellschaft mbH.
1901 schlugen Albert Frank, der Sohn von Adolph Frank, und Hermann Freudenberg Calciumcyanamid unter dem Namen Kalkstickstoff als Düngemittel vor. Nachdem sich die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt im selben Jahr von ihrer Beteiligung an der Cyanidgesellschaft getrennt hatte, wurde 1908 in München die Bayerische Stickstoff-Werke AG (BStW) zur Herstellung des Kalkstickstoffes am Standort Trostberg gegründet. Eigner war ein Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank, Nikodem Caro wurde der erste Generaldirektor. Aus den Bayerischen Stickstoff-Werken ging dann 1939 die Süddeutsche Kalkstickstoffwerke AG, also die spätere SKW Trostberg AG, hervor.
Nikodem Caro war nicht nur Namenspatron für das Caro-Werk, das 1921 bei Hirten errichtete Wasserkraftwerk III der späteren SKW, sondern auch Ehrenbürger von insgesamt 18 bayerischen Kommunen, bulgarischer Generalkonsul und Ehrensenator mehrerer Universitäten. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung verließ Caro 1933 Deutschland und emigrierte über die Schweiz nach Italien, wo er 1935 in Rom verstarb.