Der Kunststoff-Forscher

Ernst Trommsdorff

Forschungsleiter und Geschäftsführer von Röhm & Haas

* 1905, Berlin

† 1996, Essen

 

Ernst Trommsdorff stammte aus einer Familie von Naturwissenschaftlern und wuchs zunächst in Danzig auf, bevor er in Hannover sein Abitur ablegte. Es folgte ein Studium der Chemie an der TH Hannover sowie an der Universität Freiburg, wo Trommsdorff 1932 mit dem Thema "Über Polyacrylsäure, ein Modell des Eiweißes" bei dem späteren Nobelpreisträger Hermann Staudinger promovierte. 1933 trat Ernst Trommsdorff als Chemiker für die wissenschaftliche und technische Bearbeitung von Kunststoffen in die Firma Röhm & Haas ein. Nach dem Tod des Firmenmitbegründers Dr. Otto Röhm 1939 übernahm er die Leitung der chemischen Forschung. 1954 wurde er zum stellvertretenden und zwei Jahre später zum ordentlichen Geschäftsführer berufen.

Ausgehend von den grundlegend neuen Erkenntnissen des Arbeitskreises um Hermann Staudinger über den Aufbau makromolekularer Verbindungen hat Ernst Trommsdorff entscheidend zu einer Neuorientierung des wissenschaftlichen Denkens und betrieblichen Vorgehens bei Röhm & Haas beigetragen. Neue und auch heute noch übliche Herstellungsverfahren für Suspensions-, Emulsions- und Blockpolymerisation wurden von ihm geschaffen. Zu den wichtigen neuen Erkenntnissen über den Polymerisationsablauf gehört die Entdeckung des nach ihm benannten "Trommsdorff-Effektes". 1970 ging er nach 37 Jahren bei Röhm & Haas in den Ruhestand.

Ernst Trommsdorff ist in rund 250 in- und ausländischen Patenten als Erfinder und Miterfinder genannt und war in zahlreichen Gremien der chemischen Fachverbände und Gesellschaften tätig. Für seine Leistungen in Forschung und industrieller Praxis erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.