Der Seifenhersteller
Arthur Imhausen, Chemiker und Unternehmer
Firmenleiter der Märkischen Seifenindustrie, die das Evonik-Werk Witten begründete
* 1885, Gelsenkirchen
† 1951, Witten
Die Laufbahn von Arthur Imhausen begann wenig geradlinig. Nachdem er ein Studium als Nahrungsmittelchemiker in Berlin abgebrochen hatte, beantragte sein Vater 1907 bei der Gelsenkirchener Polizei die Erlaubnis, dass sein Sohn Arthur als „Drogist“ mit Giften hantieren dürfe und ihm vom Kreisarzt den Umgang mit gefährlichen Chemikalien erlaubt werde. 1911 gründete er gemeinsam mit Clemens Stallmeyer die „Chemische Fabrik Buer“, der jedoch kein unternehmerischer Erfolg beschieden war.
Erst als Imhausen, wiederum in Zusammenarbeit mit Clemens Stallmeyer, 1912 die „Märkische Seifenindustrie GmbH“ in Witten übernahm, stellte sich nach und nach ein Erfolg ein. In der Märkischen Seifenindustrie fungierte Arthur Imhausen als technischer Leiter der Seifenproduktion. Er sorgte dafür, dass sich das Unternehmen neue Arbeitsgebiete erschloss. Im Ersten Weltkrieg stellte es die Verzögerungssprengstoffe Dinitrobenzol und Hexanitrotriphenylphosphat her, wodurch eine Schließung vermieden werden konnte. In den 1920er Jahren wurde die Seifenherstellung ausgebaut, wobei der Markenname „Warta“ in ganz Deutschland bekannt wurde.
Den großen Durchbruch schaffte Imhausen nach 20 Jahren Forschung allerdings erst 1935 durch ein marktreifes, großtechnisches Verfahren zur Synthese von Fettsäuren aus Paraffin-Gatsch, der bei der Benzinsynthese nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren anfällt.
Aus diesen synthetischen Fettsäuren konnten Seifen sozusagen aus Kohle hergestellt werden. Die Entwicklung wurde im Zweiten Weltkrieg bis zur Herstellung von synthetischer Margarine weiterentwickelt. Indem er die Autarkie-Politik der Nationalsozialisten massiv unterstützte, wurde Arthur Imhausen, der eine jüdische Mutter hatte, zu einem bedeutenden Wirtschaftsführer seiner Zeit. 1937 gründete er schließlich zusammen mit dem Waschmittelhersteller Henkel die „Deutsche Fettsäure Werke GmbH“, für die auch die I.G. Farbenindustrie AG ihre Patente auf diesem Gebiet zur Verfügung stellte.
Von Mai 1945 bis April 1946 fungierte Imhausen als erster Nachkriegspräsident der Industrie- und Handelskammer Bochum. 1952 wurde die damalige Münzstraße in Witten, die zum Werk der Märkischen Seifenindustrie oHG führte in „Arthur-Imhausen-Straße" umbenannt. Auch gesellschaftlich spielte Imhausen unter den Fettchemikern eine überragende Rolle: Er war 1923 Gründungsmitglied der Kolloid-Gesellschaft und wurde in ihren Vorstand gewählt. Zudem war er Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Fettforschung. Das von Arthur Imhausen aufgebaute Werk der Märkischen Seifenindustrie gelangte später über mehrere Zwischenstationen in den Besitz der Hüls AG – heute das Werk Witten von Evonik Industries.