DER GRUNDLAGEN-CHEMIKER
Walter Bauer, Chemiker

Walter Bauer stammt aus einer Familie von Kaufleuten und Handwerkern. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums studierte er in den Jahren 1911 bis 1917 an den Universitäten in Jena und München Chemie und Physik. Noch im Jahr seines Abschlusses wurde er in Jena als Liebig-Stipendiat "magna cum laude" zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. 1918 begann er als Chemiker bei der Firma Röhm & Haas und leitete das Forschungslabor zur Grundlagenerarbeitung der Acrylatchemie. 1938 wurde Bauer zum Direktor ernannt.
Zum Zeitpunkt seiner Einstellung stand die Erforschung der Acrylatchemie bei Röhm & Haas noch am Anfang. Das Tätigkeitsfeld Bauers umfasste sowohl die Synthese der monomeren Ausgangsprodukte, insbesondere des Acrylsäureesters, als auch die Erforschung ihrer Polymerisationsprodukte. Die Entwicklung einiger wichtiger Anwendungen und bedeutender technischer Herstellungsverfahren unterlagen ebenfalls seiner Verantwortung.
Zu den bemerkenswertesten Erfindungen und Entwicklungen, die er als Laborleiter zum Erfolg führte, zählten die Synthese des Acrylsäuremethylesters über Äthylencyanhydrin, die Nutzung von Polymethacrylat zur Herstellung von Sicherheitsglas, ein Element der Gießtechnik für PLEXIGLAS®-Platten, das Herstellungsverfahren für PLEXIGLAS®-Rohre durch Schleuderpolymerisation sowie die Einführung von Polymethacrylat in der Dentaltechnik und die Entwicklung von PLEXIDUR. Walter Bauer legte somit die Grundlage für zahlreiche erfolgreiche Produkte von Evonik Industries.
Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen 1944 leistete Bauer einen sehr wesentlichen Beitrag zum Aufbau der Acrylatchemie, die während des Zweiten Weltkrieges das bestimmende Geschäftsgebiet der Firma Röhm & Haas wurde. In fast 70 in- und ausländischen Patenten wird er als Erfinder oder Miterfinder genannt. Mit der Verleihung der Dieselmedaille in Gold würdigte der Deutsche Erfinderverband 1962 Bauers Leistungen in der Grundlagenforschung der Kunststoffchemie.