Auf dem Weg zur neuen Degussa
1990
In Essen schloss die Th. Goldschmidt AG ein großes Kapitel ihrer Unternehmensgeschichte: Die Weißblechentzinnung wurde nach rund 100 Jahren Verfahrensgeschichte eingestellt. Die Entzinnung hatte zunehmend unter erheblichem wirtschaftlichen Druck gestanden. Vor allem der stark gesunkene Erlös für Zinn und auch für den entzinnten Schrott machte ein weiteres rentables Arbeiten unmöglich.
1992
Zusammen mit der Biotika AG, einem renommierten slowakischen Pharmazie- und Biotechnologie-Unternehmen, gründete die Degussa AG die Fermas s.r.o. zur großtechnischen Produktion von Futtermittelzusätzen in Slovenská Lupca. Im Oktober 1998 erwarb die Degussa die restlichen 49 Prozent der von der Biotika AG gehaltenen Fermas-Anteile und wurde damit alleinige Eigentümerin der Gesellschaft. Heute werden in Slovenská L’upca vor allem die essentiellen Aminosäuren L-Threonin und L-Tryptophan für die moderne Tierernährung hergestellt.
Im Werk Rheinfelden der damaligen Hüls AG wurden die Chloralkali-Elektrolyse und ihre Folgebetriebe stillgelegt. Gleichzeitig errichtete man neue Organosilan-Anlagen. Das Werk konzentrierte sich damit stärker auf die Siliziumchemie. Heute stellt Evonik Industries in Rheinfelden Silane für unterschiedlichste Anwendungen in hochreiner Qualität her.
1993
Die Degussa AG und die Ciba-Geigy AG in Basel gründeten die Cerdec AG, in die der traditionsreiche Geschäftsbereich Keramische Farben und Spezialprodukte der Degussa einging. Die Degussa hielt zunächst 70 Prozent des Aktienkapitals. 1999 erwarb sie auch die restlichen 30 Prozent und wurde damit alleinige Eigentümerin der Cerdec AG, die sie Anfang 2000 in ihre neue Gesellschaft dmc einbrachte. Im Zuge des Verkaufs der dmc an die US-amerikanische OM-Group im August 2001 wurde der ehemalige Cerdec-Anteil der dmc an die Ferro Corporation, Cleveland, Ohio/USA, veräußert.
1994
Nachdem die Th. Goldschmidt Ltd. 1993 ihren britischen Standort von London nach Milton Keynes verlegt hatte, nahm das Unternehmen erstmals seit dem Ersten Weltkrieg in Großbritannien wieder eine eigene Produktion auf. Hergestellt wurden seitdem hauptsächlich Tenside (Betaine) und Desinfektionsmittel.
Die Degussa startete mit der Quingdao Degussa Chemical Company Ltd. in Jiaozhou das erste deutsch-chinesische Joint Venture auf dem Gebiet der Gummi- und Reifenruße. Beteiligt an der größten Rußfabrik in China war die Degussa AG mit 40 Prozent. 1997 erwarb das Unternehmen weitere 12 Prozent der Anteile und damit die Mehrheit an dem Joint Venture.
Die Hüls AG gab ihr Bunageschäft, das 1938 zur Gründung des Unternehmens geführt hatte, an die Bayer AG, Leverkusen, ab. Die Bayer AG, die traditionell eine große Erfahrung im Bereich der Kautschuksynthese hat, war seit 1955 Teilhaber an der Bunawerke Hüls GmbH.
In Bekasi bei Jakarta in Indonesien baute die Th. Goldschmidt AG für den ostasiatischen Markt eine neue Produktionsstätte für Tenside auf. Die Unternehmung begann zunächst als Lohnproduktion und führte 1997 zur Gründung des Joint Ventures PT. Goldschmidt Sumi Asih.
1995
Die Degussa Corporation, USA, transportierte als weltweit erstes Unternehmen Wasserstoffperoxid per Schiff anstelle des herkömmlichen Transportmittels Zug. Von der nahe bei Mobile gelegenen Verladestelle in Theodore, Alabama, aus fahren die Transportschiffe seitdem auf dem Mississippi bis in die Mittelwest-Region, um den Bleichmittelbedarf der dort ansässigen Papierindustrie zu decken.
1996
Die Stockhausen GmbH in Krefeld, an der die damalige Hüls AG seit 1991 eine Mehrheitsbeteiligung gehalten hatte, erwarb von der Nalco Chemical Company deren Superabsorberanlage in Garyville, Louisiana/USA, und avancierte damit zum weltweit größten Hersteller von Superabsorbern. Superabsorber werden von der Stockhausen GmbH seit 1986 produziert und zeichnen sich besonders durch ihre Fähigkeit aus, große Feuchtigkeitsmengen speichern zu können. Im gleichen Jahr erwarb die Hüls AG, Marl, die übrigen Anteile des Krefelder Unternehmens und gliederte es als Tochtergesellschaft in den Konzern ein.
Die Röhm GmbH gliederte ihr traditionsreiches Lederhilfsmittelgeschäft, eine der Wurzeln des Unternehmens, in die TFL („Together for Leather“) Ledertechnik GmbH & Co. KG in Darmstadt aus. TFL war ein Joint Venture zwischen der Ciba AG, der Röhm GmbH sowie der Hüls-Tochtergesellschaft Stockhausen GmbH & Co. KG, Krefeld. Im Rahmen der Konzentration auf die Spezialchemie verkaufte die Degussa AG die TFL im Jahr 2001 an Schroder Ventures International Investment.
1997
Die Agomer GmbH in Hanau-Wolfgang, eine neu gegründete Tochtergesellschaft, in der die Degussa ihre Aktivitäten auf dem Arbeitsgebiet Methacrylatchemie bündelte, nahm ihre Arbeit auf. Im Zuge der Fusion von Degussa AG und Hüls AG wurde die Agomer GmbH 1999 mit der Hüls-Tochtergesellschaft Röhm GmbH zu einer Gesellschaft gleichen Namens verschmolzen. Deren Aktivitäten werden im Wesentlichen im Geschäftsbereich Performance Polymers der Evonik Industries AG fortgeführt und –entwickelt.
Die VIAG AG, München, löste die Familie Goldschmidt als Hauptanteilseigner der Th. Goldschmidt AG im 150. Jahr des Firmenbestehens ab. Goldschmidt wurde bis 1999 in die VIAG-Chemietochter SKW Trostberg AG integriert, blieb aber als selbständige Unternehmenseinheit bestehen.
Die Gussglasproduktion der Röhm GmbH wurde in Darmstadt stillgelegt und im Zweigwerk Weiterstadt konzentriert. Am Standort Darmstadt der Evonik Röhm GmbH werden heute u. a. Monomere und Lackrohstoffe, Öladditive der VISCOPLEX-Reihe und der Hartschaum ROHACELL hergestellt.
1998
Die Th. Goldschmidt AG setzte mit dem Verkauf des Unternehmensbereichs Thermit an die Familie Goldschmidt ihre Konzentration auf die Spezialchemie fort. Zum Jahresende wurde dieser traditionsreiche Sektor nach mehr als 100 Jahren Produktion im Tausch gegen das Aktienpaket der Familie an der Th. Goldschmidt AG veräußert. Dadurch verfügte die VIAG AG über mehr als 90 Prozent des Grundkapitals. In der Folge wurde der Unternehmensname geändert in Goldschmidt AG. Im Zuge der Neustrukturierung des Chemiebereichs der VIAG AG wurde die Goldschmidt AG im darauffolgenden Jahr in den SKW-Konzern mit Sitz in Trostberg integriert. Dieser verschmolz im Jahr 2001 mit der Degussa-Hüls AG, Frankfurt, zur neuen Degussa AG, Düsseldorf.
1999
Die Degussa AG, Frankfurt, und die Hüls AG in Marl fusionierten zur Degussa-Hüls AG mit Sitz in Frankfurt am Main. Für das neue Unternehmen arbeiteten nunmehr 46.000 Beschäftigte. Kernbereiche des Konzerns waren zunächst die Sparten Chemie, Edelmetall und Pharma. Die Aktien der neuen Degussa-Hüls AG wurden erstmals am 12. Februar an der Frankfurter Börse gehandelt. Neuer Großaktionär nach der Fusion war die VEBA AG.
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