Der Wergbereiter
Friedrich Ernst Roessler, Münzwardein und Unternehmer
Gründer der Frankfurter Edelmetallscheiderei, aus der die Deutsche Gold- und Silberscheide-Anstalt, die spätere Degussa hervorging
Friedrich Ernst Roessler erhielt seine Ausbildung zunächst in der mechanischen Werkstatt des Vaters, der Darmstädter Münzrat war. Anschließend hörte er Vorlesungen an der Polytechnischen Hochschule in München und absolvierte an der dortigen Münze ein Praktikum. Darüber hinaus besuchte er die Münzprägestätten in Wien, Stuttgart und Karlsruhe. Ende 1834 kehrte Roessler nach Darmstadt zurück und wurde beim Vater in der Münze tätig.
1838 wandte sich der Senat der Freien Stadt Frankfurt für den Neubau der Frankfurter Münze, die erstmals auch eine Edelmetallscheideanstalt erhalten sollte, ratsuchend an Johann Hector Roessler, den Vater. Dieser schlug für die Bauaufsicht und Einrichtung seinen Sohn vor. Roessler wurde daraufhin zunächst für zwei Jahre als provisorischer Münzbeamter eingestellt. In Anerkennung seiner guten Leistungen und wissenschaftlichen Kenntnisse erfolgte ein halbes Jahr nach Fertigstellung der Münze 1841 die Berufung zum ersten Münzbeamten und Münzwardein - allerdings verbunden mit der Auflage, das Frankfurter Bürgerrecht zu erwerben.
Als Münzwardein war Roessler nun auch verantwortlich für die Prüfung von Feingehalt und Gewicht der geprägten Münzen. Bald folgte der Auftrag für den Bau einer Edelmetallscheiderei im Gebäude der städtischen Münze. Friedrich Ernst Roessler achtete auch hier wieder darauf, sich bei der maschinellen Einrichtung den neuesten Stand der Technik zu Nutze zu machen. Auf Beschluss des Frankfurter Senats wurde ihm die Scheiderei gegen Pacht und Sicherheitsleistungen zum eigenen Betrieb vermietet und 1843 als Privatunternehmen eröffnet.
Damit legte Roessler den Grundstein für das Edelmetall- und Chemieunternehmen seiner Söhne Heinrich und Hector, aus dem später die Degussa AG hervorgehen sollte. Im Jahr 1841 hatte Roessler die Frankfurter Kaufmannstochter Marie Caroline Andreae-Willemer geheiratet. Der Ehe entstammten drei Töchter und acht Söhne, von denen fünf für die spätere Degussa tätig waren.
Der durch Friedrich Ernst Roessler begründete Standort Frankfurt am Main wurde von Evonik Industries erst 2010 verlassen. Dort entsteht ein neues Frankfurter Stadtviertel.