Als sich die Mülheimerin Elfriede Rißland 1915 in der Nachbarstadt Essen bei der Th. Goldschmidt AG als Kontoristin bewarb, waren die Zeiten im Ersten Weltkrieg schlecht, aber günstig für Frauen, die beruflich etwas erreichen wollten. Eingestellt wurde Fräulein Rißland, da sie bereits fünf Jahre Berufserfahrung mit erstklassigen Zeugnissen vorweisen konnte.
Bereits 1916 wurde aus Fräulein Rißland dann durch Kriegstrauung Frau Bohl und in der Folge recht bald eine der unzähligen deutschen Kriegerwitwen. Elfriede Bohl, die kein zweites Mal heiratete, hatte anschließend als kaufmännische Angestellte eine ungewöhnlich lange berufliche Laufbahn, was wohl durch die Qualität ihrer Arbeit begünstigt wurde. In einer Beurteilung von 1950 wird sie als „sorgfältig, überlegt, verantwortungsfreudig und entschlossen“ bezeichnet; sie sei „nie zu spät“ und „hart gegen sich selbst“ gewesen.
Eine bemerkenswerte zweite Laufbahn beschritt Elfriede Bohl erst im Alter von 58 Jahren, als sie zur Betriebsrätin gewählt wurde – ein Beleg für das hohe Vertrauen, das ihr auch aus der Belegschaft offensichtlich entgegengebracht wurde. Drei Mal wurde sie wiedergewählt und erhielt dabei 1959 das zweitbeste Stimmenergebnis aller Angestelltenvertreter.
Elfriede Bohl ging nach über 46 Beschäftigungsjahren Ende 1960 mit einer stattlichen Firmenpension in den Ruhestand und starb erst nach dem Fall der Berliner Mauer hochbetagt in ihrer Heimatstadt.