Der Erfinder des "Weissen Russes"

Harry Kloepfer

Bedeutender Forscher der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt. Er war unter anderem Betriebsleiter des Werkes Kalscheuren und nach 1948 Leiter der anorganischen Forschung.

* 1897, Berlin
† 1973, Bad Homburg

Das Chemiestudium an der Technischen Hochschule Berlin schloss Harry Kloepfer 1922 mit der Promotion über „I. Zur Kenntnis des Torfwachses; II. Zur Kenntnis des Steinkohlentieftemperaturteers; III. Zersetzung der Phenoxyessigsäuren durch Destillation unter Rückbildung der Phenole" ab. Nachdem er am 1. Mai 1925 in die Forschungsabteilung der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler in Frankfurt eingetreten war, beschäftigte er sich mit einer Vielzahl von Themen der anorganischen Chemie. Von besonderer Bedeutung aber waren seine Arbeiten auf den Gebieten des aktiven Gasrußes und der pyrogenen Kieselsäure AEROSIL®, die heute eines der erfolgreichsten Produkte im Portfolio von Evonik Industries ist und weltweit vertrieben wird. 1935 wurde Harry Kloepfer als Betriebsleiter in das Rußwerk der damaligen August Wegelin AG nach Kalscheuren bei Köln versetzt.

Fünf Jahre später bot man ihm den Posten des Technischen Leiters der Rußwerke Dortmund GmbH an. Er lehnte jedoch ab und ging stattdessen zurück in die Forschungsabteilung nach Frankfurt. Dort wandte er sich wieder den Entwicklungen auf dem Gebiet der pyrogenen Kieselsäuren zu. Die Herstellung von AEROSIL gelang erstmals 1942.

Harry Kloepfer war mit Leib und Seele Chemiker, der die Gabe hatte, seine Mitarbeiter mitzureißen und zu motivieren. Er war ein Mann der Tat, der vor der Inbetriebnahme einer neuen Anlage selbst durch die Rohre kroch und alles überprüfte. Den gleichen Einsatz forderte er allerdings von seinen Mitarbeitern, die sein offenes, ehrliches Wesen schätzten. 1948 erfolgte Kloepfers Beförderung zum Leiter der Anorganischen Forschung. 1950 erhielt er die Prokura für die Hauptniederlassung der Degussa in Frankfurt und 1961 für die Zweigniederlassung Wolfgang. Harry Kloepfer ging 1962 in den Ruhestand, wirkte aber noch einige Jahre als Berater der Degussa.