Hüls in der NS-Zeit

Gründung 1938

Die Hüls AG, eine der Vorgängergesellschaften der Evonik Industries AG, wurde als „Chemische Werke Hüls GmbH“ am 15. Mai 1938 in Marl, am Nordrand des Ruhrgebietes gegründet. Das Werk selbst wurde auf der "grünen Wiese" errichtet, der Name "Hüls" bezog sich auf einen nahegelegenen Stadtteil, in dem die I.G. Farbenindustrie AG eine Zeche (Auguste Victoria) betrieb. Die Chemische Werke Hüls GmbH gehörte zu 74 Prozent der damals börsennotierten I.G. Farbenindustrie AG und zu 26 Prozent der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG, die ihrerseits eine Tochtergesellschaft der staatlichen VEBA AG war.

Der politische Hintergrund der Gründung

Das Gelände, auf dem die Hüls AG ihr Chemie-Werk errichtete

Seit 1936 gab es im Deutschen Reich einen Vier-Jahres-Plan der nationalsozialistischen Regierung, der Deutschland von Rohstoffeinfuhren unabhängig machen sollte. Autarkie hieß das Ziel; sie diente der Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges. Zu den notwendigen Rohstoffen, die in Deutschland erzeugt werden sollten, gehörte Kautschuk, der vor allem für die Produktion von Autoreifen gebraucht wurde. Die Zeit war also geprägt von heimlichen, aber auch öffentlichen Kriegsvorbereitungen. Die Chemische Werke Hüls GmbH war ein Teil dieses Komplexes, da hier künstlicher Kautschuk, Buna genannt, hergestellt werden sollte.

Die ökonomischen und chemisch-technischen Prämisse

Die Baustelle 1939

Seit den zwanziger Jahren wurde weltweit der Gedanke verfolgt, das Ausgangsprodukt für Buna, nämlich Acetylen, im Lichtbogenverfahren herzustellen. Man hoffte, aus Methan, einem mit der Steinkohle verbundenen Gas, unabhängiger von Erdöl zu werden. Denn es herrschte die feste Überzeugung, dass die Erdölreserven höchstens noch dreißig Jahre zur Verfügung stünden. Ebenso sollte eine größere Diversität an Folgeprodukten erreicht werden.

Da der US-amerikanische Konzern Standard Oil of New Jersey (Esso) die gleichen Forschungsansätze verfolgte, schloss die I.G. Farbenindustrie AG 1929 mit diesem ein Forschungsbündnis ab. In Baton Rouge/Louisiana wurde daraufhin das Verfahren im Technikums-Maßstab entwickelt. Diese Arbeiten waren 1935 abgeschlossen. Auf der Seite der I.G. Farben hatte der Chemiker Paul Baumann die Arbeiten geleitet, der 1938 zum Leiter der Produktion der Chemische Werke Hüls GmbH berufen wurde.

Daneben forschte die I.G. Farben auch an der Herstellung von Benzin aus Steinkohle. Es wurde ein Verfahren entwickelt, bei dem Steinkohle verflüssigt wurde. Durch Anlagen von Wasserstoff (Hydrierung) entstanden Kohlenwasserstoffe, von denen eine bestimmte Fraktion als Benzin geeignet ist.

Die Sicherung von Treibstoff gehörte innerhalb der nationalsozialistischen Wirtschafts- und Wiederaufrüstungsplanung zu den Zielen mit oberster Priorität. Die Bergwerksgesellschaft Hibernia erwarb die Lizenzen zur Hydrierung und baute anschließend in Gelsenkirchen-Scholven ein sogenanntes Hydrierwerk.

Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft: die nationalsozialistische Regierung und die I.G. Farben-Manager

Auch die Kautschuksynthese geriet in das Blickfeld der Nationalsozialisten. Durch den Vier-Jahresplan intensivierten sich die Beziehungen zwischen der Reichsregierung und I.G. Farbenindustrie auch auf personeller Ebene. Zwei führende I.G. Farben-Manager traten in den Staatsdienst über: Johannes Eckell (als Referatsleiter beim Reichswirtschaftsministerium und Leiter der Abteilung Chemie im Reichsamt für Wirtschaftsaufbau) und Carl Krauch (als Generalbevollmächtigter für die Erzeugung von Mineralöl, Kautschuk und Leichtmetallen, von Schieß- und Sprengstoffen und chemischen Kampfstoffen beim Beauftragten für den Vier-Jahresplan, Hermann Göring, abgekürzt "Gebechem".

1938 trafen zahlreiche Faktoren aufeinander, die bewirkten, dass die Bunaproduktion nach dem Lichtbogenverfahren in Marl gegründet wurde: Zum einen war da der politische Wille der nationalsozialistischen Regierung, Buna herzustellen, zum anderen der Wille der I.G. Farbenindustrie, aufgrund der technischen Reife des Lichtbogenverfahrens, darauf einzugehen.

Die ersten Buna-Ballen verlassen am 29.08.1940 das Werk, bereits zwei Jahre nach der Gründung der Chemischen Werke Hüls.

Die Bergwerksgesellschaft Hibernia lieferte den Ausgangsstoff Methan aus ihren Kokereien und nahm ihrerseits den im Lichtbogenverfahren anfallenden Wasserstoff zurück. So wurde ein Verbundsystem gebildet. Neben Wasserstoff und Acetylen entstand im Lichtbogenverfahren auch Ethylen.

Das Vertragswerk und die Produktionsstränge

Es lohnt sich, diese auf der Produktionsebene harmonische Konstruktion näher zu betrachten: Nach der unmittelbaren Gründungsphase stellten beide Anteilseigner je einen Geschäftsführer - Dr. Ulrich Hoffmann für die I.G. Farbenindustrie AG und Dr. Hans Günther für die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG. Aus dem Jahre 1943 ist ein Brief von Dr. Günther an Wilhelm Tengelmann, den Vorstandsvorsitzenden der Bergwerkgesellschaft Hibernia erhalten, in dem er darüber klagt, dass er isoliert sei. Die I.G. Farbenindustrie betrachte die Teilhaberschaft der Hibernia als lästiges Anhängsel.

Ein Blick in das Vertragswerk der Chemische Werke Hüls GmbH zeigt in der Tat, dass sich die I.G. Farbenindustrie einen auf Dauer beherrschenden Einfluss sichern wollte: Das Marler Werksgelände gehörte bei der Gründung den I.G. Farben und wurde in Erbpacht vergeben, d.h. bei einer Auflösung der Firma wäre es wieder an I.G. Farben zurückgefallen. Die Lizenzen auf das Lichtbogenverfahren sowie die folgende Produktion von Buna und Ethylenoxid-Folgeprodukte (z.B. Frostschutzmittel) erhielt Hüls von den I.G. Farben kostenlos. Alle Veränderungen und Verbesserungen aber wurden automatisch Eigentum der I.G. Farben. Die Bergwerksgesellschaft Hibernia blieb außen vor. Den Verkauf der Hülser Produkte übernahm grundsätzlich die I.G. Farbenindustrie, die Hibernia erhielt also keine Marktkenntnisse.

Der Produktstrang der Ethylen-Folgeprodukte ermöglichte auch die Herstellung von Diglykol und Oxol, zweier Vorprodukte für Kampfgase. Schon in der Planungsphase der Chemischen Werke Hüls blieb die I.G. Farbenindustrie in den Verhandlungen mit dem Heereswaffenamt stets darauf bedacht, diese Produktionsanlagen auch für die Bunaherstellung nutzen zu können. So sollte verhindert werden, dass die für Ethylen-Folgeprodukte vorgesehenen Grundstücke womöglich an andere Firmen verkauft worden wären. Um dies durchzusetzen war die I.G. Farbenindustrie in den Vorverhandlungen sogar bereit gewesen, das gesamte Bunawerk in Frage zu stellen.

Da das Lichtbogenverfahren große Mengen Strom benötigte, musste ein eigenes Kraftwerk gebaut werden. Es war aber weder im Besitz von I.G. Farben noch der Hüls, sondern wurde von der Steinkohle-Energie AG (Steag) gebaut und an Hüls verpachtet sowie mit Hülser Personal betrieben.

Das Marler Werk war insgesamt so angelegt, dass es schnell wieder beseitigt werden konnte, ohne dass die I.G. Farbenindustrie an Flexibilität einbüßte. Die Leitung der I.G. Farbenindustrie sah in Hüls wohl eine reine Kriegs-Produktion. Deshalb gab es keine anwendungstechnische Abteilung oder gar Forschungseinrichtungen.

Auch in der Organisationsstruktur wirkte sich der vorherrschende Einfluss der I.G. Farbenindustrie aus. Alle wichtigen Angelegenheiten, die mehr als das laufende Geschäft, also die Produktion von Buna betrafen, mussten dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. Hier hatte die I.G. Farbenindustrie die Mehrheit. Jedoch einigten sich die I.G. Farben, das Heereswaffenamt sowie die Vier-Jahresplanbehörde darauf, die Produktion vertraglich in zwei Teile zu gliedern:

Zum einen in eine sogenannte Ae-Anlage, die im Auftrag und mit einem Darlehen des Oberkommandos des Heeres (OKH) errichtet wurde, und im Wesentlichen Äthylenoxid, Chlor und Natronlauge als Vorprodukte herstellte. Dies wurden im zweiten Teil, der sogenannten B-Anlage (Bereitschaftsanlage) zu Spritäthylen, Triglykol, Glykol, Glyzerin und Glysantin verarbeitet. Die vorgesehene Produktion von Oxol wurden nicht aufgenommen. Die Grundstücke der B-Anlage wurden der heereseigenen „Verwertungsgesellschaft für Montan-Industrie GmbH“ (Montan) von der I.G. Farbenindustrie verpachtet und mit Hülser Personal betrieben.

Insgesamt zeigt dieses Vertragswerk die Chemischen Werke Hüls während der Zeit des Nationalsozialismus als bloßes Objekt übergeordneter Akteure, nämlich der I.G. Farbenindustrie, des Oberkommandos des Heeres und der Reichsregierung (in Gestalt der Vier-Jahresplanbehörde, die wiederum personell mit Managern der I.G. Farbenindustrie besetzt war). Andererseits gewinnt man einen deutlichen Einblick, wie diese Akteure aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor aufeinander wirkten, um einerseits eine Aufrüstung zu forcieren und andererseits das hiermit verbundene finanzielle Risiko vom privaten Sektor fernzuhalten.

Die Führungskräfte widersprechen

Diese dominante Stellung aber wurde von den Marler Führungskräften nicht widerspruchslos hingenommen. Bereits 1940, kurz vor Aufnahme der Buna-Produktion, wandten sich die Geschäftsführer gemeinsam gegen die restriktive Handhabung der Lizenzen. Fritz ter Meer vom Vorstand der I.G. Farben sah sich daraufhin genötigt, grundsätzlich mehr Produktionslinien für Hüls zuzulassen.

1943 stellte Dr. Günther mit Wissen seines Kollegen Dr. Hoffmann dem Vorstandsvorsitzenden der Bergwerksgesellschaft Hibernia - er war zugleich Mitglied des Aufsichtsrates der Chemische Werke Hüls GmbH - , dar, dass sich die I.G. Farbenindustrie als alleiniger Anteilseigner des Marler Werkes geriere. Dies deutet auf eine gute Zusammenarbeit der beiden Hüls-Geschäftsführer hin, die bekanntlich der Hibernia und der I.G. Farben entstammten. Zugleich wird so eine beginnende Eigenständigkeit deutlich.

Ein Feierabendhaus sollte den sozialen Bedürfnissen der Beschäftigten entgegen kommen.

Das "Feierabendhaus" wurde als sozialer Treffpunkt und kulturelle Einrichtung des Werkes gebaut. Der Name stellt die Verbindung zu der gleichen Einrichtung in Ludwigshafen her. Das "Feierabendhaus" war Firmenrestaurant, Kino, Theater usw. Auch Schulungen in nationalsozialistischer Anschauung wurden dort abgehalten. Den Grundstein des Gebäudes legte 1940 der Leiter der „Deutschen Arbeitsfront“ Robert Ley.

Die soziale Situation der Mitarbeiter

Die Mitarbeiter der Chemische Werke Hüls GmbH rekrutierten sich von den Führungskräften bis zu den Meistern aus anderen Werken der I.G. Farbenindustrie AG, z.B. aus Ludwigshafen, aus dem sächsischen Schkopau und aus Leverkusen.

Da die Arbeiter des Ruhrgebiets nicht zur Verfügung standen, fokussierte sich die Personalsuche auf das Münsterland. Bis zu 70 km entfernt lagen die Wohnsitze der Mitarbeiter. Zunächst gab es für sie in der Umgebung des Werkes keine Wohnungen. Die von weither kommenden Mitarbeiter mussten entweder privat unterkommen oder wohnten in Lagern. Unter ihnen waren viele vom Arbeitsamt dienstverpflichtet worden.

Von 1938 bis 1940 zogen 3000 Mitarbeiter mit ihren Familien von den anderen I.G. Farben-Werken nach Marl, in eine Gegend, die bis dahin wesentlich vom Bergbau geprägt war. Für sie musste Wohnraum beschafft werden. Es wurde die „Bereitschaftssiedlung“ gebaut, die bis heute besteht. Nach firmenhierarchischen und beruflichen Kriterien wurden die Mitarbeiter dort unter gebracht.

Eine werkseigene Gärtnerei war nötig geworden, um die Versorgung der schnell wachsenden Belegschaft zu sichern.

Der Zuzug zahlreicher Chemiearbeiter - sie verdienten mehr Geld als die Bergleute und hatten bessere Wohnungen - führte zu Änderungen der lokalen sozialen Struktur. Dies zog zahlreiche Schwierigkeiten nach sich und wirkte sich selbst auf die Ernährungslage aus. Die Firmenleitung sah sich genötigt, eine „Werksgärtnerei“ zur Versorgung mit Gemüse einzurichten und zwei Bauernhöfe für die Milch- und Fleischversorgung zu unterhalten.

Zwangsarbeit bei Hüls

Als mit Kriegsbeginn viele Arbeiter eingezogen wurden, kamen in zunehmendem Maße Zwangsarbeiter ins Werk. Sie bekamen die rassistischen Kriterien des Nationalsozialismus in Bezug auf Behandlung, Ernährung und Entlohnung zu spüren. An der Spitze der internen Hierarchie standen dabei die sogenannten "Westarbeiter", d.h. Niederländer, Belgier, Franzosen und am Ende der Reihe die sogenannten "Ostarbeiter", die häufig aus der Ukraine kamen sowie die sowjetischen Kriegsgefangenen. Alle wurden in Lagern untergebracht. Die Baracken waren teilweise die Gleichen, in denen zuvor deutsche Arbeiter gelebt hatten, teilweise wurden neue Lager errichtet. Sie lagen einerseits in der Nähe des Werkes, z.B. im Norden unmittelbar am Werkszaun, der sogenannten Nordstraße, und im Süden, am heutigen Lipper Weg. Die französischen Zwangsarbeiter waren z.B. am Halterner Stausee in einem ehemaligen Hotel untergebracht. Sowohl bei deutschen wie auch bei ausländischen Arbeitern wurden Zwangsmaßnahmen angewandt, wenn die Führung den Eindruck hatte, dass die Arbeitsdisziplin nachließ.

Auf dem Gelände der Firma ist für 1944 ein Arbeitszuchtlager überliefert, das der „Geheimen Staatspolizei“ (Gestapo) unterstand. Nach den vorhanden Quellen ist festzuhalten, dass in der Ernährung der Zwangsarbeiter auf den Erhalt der Arbeitskraft Wert gelegt wurde. Im Gegensatz zum Bergbau sind Aussagen über Misshandlungen von Ausländern nicht erhalten.

Kriegsgefangene Bauarbeiter bei den Chemischen Werken Hüls, 1943

Generell betrieben die I.G. Farben-Werke einen Personalaustausch. Zu diesem Verbund gehörte auch das Bunawerk in Auschwitz-Monowitz. Für 1944 ist in den Akten der Chemischen Werke Hüls unter den polnischen Zwangsarbeiterinnen eine Gruppe von „Auschwitz-Umschülern“ überliefert. Diese kamen von Monowitz nach Marl, wurden dort ausgebildet und zurückgeschickt.

Im personalen Bereich zeigt sich besonders deutlich, dass Hüls ein Bestandteil des nationalsozialistischen Kriegs- und Wirtschaftssystems war. Denn seit der Bauphase war das Werk auf staatliche Personalzuweisungen angewiesen. In einer ausführlichen Denkschrift stellte die Geschäftsleitung die personalen Schwierigkeiten dar, die in einer hohen Fluktuation und niedrigen Qualifikation der Arbeitskräfte bestanden. Es kam so weit, dass der „Gebechem“ Carl Krauch beim Beauftragten für den Vier-Jahresplan, Hermann Göring, zur Klärung der Hülser Arbeitsprobleme im Herbst 1940 in Essen den zuständigen Gau- und Kreisobmann der „Deutschen Arbeitsfront“, die zuständige Staatspolizeistelle, die Rüstungsinspektion, den Abwehrbeauftragten und das Landesarbeitsamt zu einer Besprechung beim Gauleiter Westfalen-Nord einlud.

Es folgte im Verwaltungsgebäude der Hüls eine weitere Besprechung unter der Leitung des Vertreters des Gauleiters, Gauobmann Schürmann, in dem über ein Arbeitsdisziplinarprogramm für die im Gau Westfalen-Nord beschäftigten Ausländer verhandelt wurde. Danach war Hüls nicht mehr auf Zuweisung der deutschen Dienstverpflichteten durch das Arbeitsamt angewiesen, sondern konnte nach geeigneten Arbeitskräften suchen. Gleichzeitig begann der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, der zunehmend zwangsweise erfolgte. Hüls gehörte hier zu den ersten Firmen, die sich auf diese Situation des Arbeitsmarktes einstellten.

Die Lager unterstanden der unmittelbaren Verwaltung der Werksleitung. Das zentrale Ziel der Lagerführung war die Erhaltung der Arbeitskraft zum Nutzen der Firma. Die eigentlich mit dem Betrieb beauftragte „Deutsche Arbeitsfront“ wurde nur auf Hinweise und Anweisung der Geschäftsführung in der Lagerwirtschaft und kulturellen Betreuung tätig.

Alle nationalsozialistischen Massenorganisationen waren in Marl vertreten. Die leitenden Mitarbeiter waren Mitglieder der NSDAP, wenn sie auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingetreten waren. Mit 1939 ist für Paul Baumann als einem der Letzten das Eintrittsjahr überliefert.

Die Auswirkungen der Kriegshandlungen

Die Butadien-Fabrik nach alliierten Bombenangriffen.

Seit 1941 war das Marler Werk mindestens einmal jährlich alliierten Bombenangriffen ausgesetzt. Der schwerste dieser Art ereignete sich im Sommer 1943 mit zahlreichen Toten. Er legte das Werk für drei Monate still. Bei der Eroberung des Ruhrgebietes durch die Alliierten lagen die Chemischen Werke Hüls im Vormarschgebiet US-amerikanischer Truppen, um den „Ruhrkessel“ zu schließen. Wie alle kriegswichtigen Betriebe sollte es von deutschen Truppen auf dem Rückzug gesprengt werden. Das konnte Paul Baumann, der Leiter der Produktion und stellvertretende Geschäftsführer jedoch verhindern. Die Zwangsarbeiter wurden am 26. März 1945 von der Polizei abtransportiert. Die Belegschaftszahlen sanken von 9871 Personen im Februar 1945 auf 482 Mitte April 1945. Am 31. März 1945 besetzten amerikanische Truppen das Werk. Die Chemischen Werke Hüls wurden Bestandteil des alliierten Entflechtungsprozesses, da sie überwiegend von der I.G. Farbenindustrie AG beherrscht worden waren.

Literaturliste (alphabetisch)

Abelshauser, Werner: Die BASF, eine Unternehmensgeschichte, München 2002

Brack, Ulrich: Der „Ausländer-Einsatz“ bei den Chemischen Werken Hüls während des zweiten Weltkrieges, in: Der Lichtbogen; 37,1; Marl 1988, S. 18-41

Ders. (Hg), Herrschaft und Verfolgung, Marl im Nationalsozialismus, Essen, 1986

Brack, Ulrich/Mohr, Klaus (Hg.): Neubeginn und Wiederaufbau, Marl in der Nachkriegszeit 1945-1949, Essen 1994

Erker, Paul, Lorentz/Bernhard: Chemie und Politik. Die Geschichte der Chemischen Werke Hüls 1938-1979. München 2003

Hayes, Peter: Industry and Ideology, IG Farben in the Nazi era, Cambridge 1987

Plumpe, Gottfried: Die I.G. Farbenindustrie AG, Wirtschaft Technik Politik 1904-1945, Berlin 1990

Teltschik, Walter: Geschichte der deutschen Großindustrie, Entwicklung und Einfluss in Staat und Gesellschaft, Weinheim 1992

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