Der Schmutzlöser auf Enzymbasis

BURNUS®

Abfüllen von BURNUS®, 1923

Nachdem Dr. Otto Röhm mit seinem Lederbeizmittel auf Enzymbasis erfolgreich geworden war, führten ihn seine Forschungen in das Gebiet des Wäschewaschens. Vermutlich brachten ihn schwäbische Metzger auf die Idee, Enzyme zur Wäschereinigung einzusetzen, denn sie wuschen, wie Röhm beobachtete, ihre blutige Wäsche in Wasser unter dem Zusatz von Bauchspeicheldrüsen. Das Ergebnis seiner Forschungen erhielt den Namen BURNUS® (abgeleitet vom Weiß des Kapuzenmantels der nordafrikanischen Beduinen) und wurde 1914 in den Markt eingeführt.

Bei der Entwicklung von BURNUS® hatte Dr. Otto Röhm intensive Untersuchungen zur Zusammensetzung des Schmutzes in der Wäsche unternommen. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Elisabeth, die in zahlreichen Versuchen die geeignete Technik des Wäscheeinweichens mit BURNUS® ermittelte.

In BURNUS® fanden erstmals Eiweiß zersetzende Enzyme - gewonnen aus tierischen Bauchspeicheldrüsen - Anwendung. Diese lösten den eiweißgebundenen Schmutz aus der Wäsche, bevor das Eiweiß durch hohe Waschtemperaturen in die Wäsche einbrannte und nur noch mit Hilfe von viel Seife und massiver mechanischer Einwirkung aus den Textilien entfernt werden konnte. Insofern war BURNUS® kein Waschmittel im herkömmlichen Sinne, sondern ein enzymatisches Einweichmittel, dessen Einsatz dem eigentlichen Waschvorgang vorausging. Die Wäsche wurde einige Stunden in BURNUS® eingeweicht und anschließend mit wenig Seife und unter Schonung sowohl der Fasern als auch der Kräfte der Wäscherin rein gewaschen.

Trotz der hohen Qualität des Produktes stellte der Vertrieb von BURNUS® an das Unternehmen anfangs ungewohnte Anforderungen. Denn die Verbraucherinnen erwarteten von einem Mittel, das ihnen das Wäschewaschen erleichtern sollte, dass es schäumte und in großen Kartons verkauft wurde. Beides traf auf BURNUS® nicht zu und führte deshalb zunächst zu Misstrauen und Zurückhaltung bei den potenziellen Abnehmerinnen. Erst die Verknappung von Fetten bzw. Seife und Brennmaterial in Kriegs- und Krisenzeiten beeinflusste das Kaufverhalten der Verbraucherinnen zugunsten des Produkts. Mit Hilfe von BURNUS® konnte ein großer Teil des Schmutzes bereits in kaltem Wasser gelöst werden, was Brennmaterial und Seife zu sparen half, frei nach dem Motto „Burnus-Brühe spart Geld und Mühe“. Infolge einer Reihe ungünstiger Marketingentscheidungen feierte BURNUS® erst mit Beginn der 1930er Jahre nennenswerte kommerzielle Erfolge. 1937 wurde zum Vertrieb des Produktes eine Gesellschaft gleichen Namens gegründet.

BURNUS® Päckchen, 1956

In den 1950er Jahren veränderte sich das Wäschewaschen grundlegend. Selbst ein verändertes Produkt, das auf die Maschinenwäsche abgestimmt war, konnte sich neben den neuen Schnell- und Alleinwaschmitteln nicht mehr dauerhaft auf dem Markt halten. In den 1960er Jahren, als enzymatische Waschmittel allgemeine Verbreitung fanden, verlor BURNUS® - der Pionier des enzymatischen Waschens - an Bedeutung. Schließlich wurde das Produkt zugunsten neuer, den modernen Waschtechniken angepasster Entwicklungen vom Markt genommen.