Ein ganz besonderer Kautschuk

Buna

Buna ist ein synthetischer Kautschuk, der heute in einer breiten Produktpalette angeboten wird. Ursprünglich wurde er ausschließlich in der Reifenindustrie eingesetzt. Der Markenname Buna steht für die Ausgangsstoffe Butadien und Natrium. Die erste großtechnische Produktionsanlage für den Synthesekautschuk war 1937 im Werk Schkopau der I.G. Farbenindustrie AG angelaufen. Im gleichen Jahr hatte die I.G. Farben auf der Weltausstellung in Paris einen „Grand Prix“ für die Entwicklung des Synthesekautschuks erhalten.

Der heutige Evonik-Standort, der Chemiepark in Marl wurde eigens für die Buna-Produktion gebaut, die dort 1940 anlief. Am 9. Mai 1938 war zu diesem Zweck die Chemische Werke Hüls GmbH gegründet worden. Die Patente für die Fertigung des Synthetikkautschuks nach dem Lichtbogenverfahren stellte der mehrheitliche Anteilseigner, die I.G. Farbenindustrie AG, die das Verfahren ab 1928 entwickelt hatte, kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug musste sich die Chemische Werke Hüls GmbH verpflichten, der I.G. Farben alle Weiterentwicklungen der Verfahrenstechnik sowie den Vertrieb der Buna-Produkte zu überlassen. In Marl wurde der für die Buna-Produktion erforderliche Rohstoff Acetylen erstmals großtechnisch im Lichtbogenverfahren gewonnen. Acetylen ist für die Gewinnung von Butadien notwendig, das der wichtigste Ausgangstoff für den synthetischen Kautschuk ist.

Die Buna-Fertigung in Marl war zunächst eine Kriegsproduktion, deren historischer Hintergrund die nationalsozialistische Autarkie-Politik sowie der Vierjahresplan von 1936 war. Damit sollte die deutsche Wirtschaft für eine kriegstaugliche Produktion vorbereitet und weitgehend unabhängig von ausländischen Zulieferungen gemacht werden. Vor allem die Versorgungs-, Transport- und Kampffahrzeuge der Wehrmacht waren auf die Buna-Produktion angewiesen, die den notwendigen Rohstoff für Reifen und Kettenpolster lieferte.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 wurde die Buna-Produktion in Marl 1948 von der britischen Verwaltung verboten. Erst zu Beginn der 1950er Jahre wurde die Fertigung in Folge des Korea-Krieges wieder ganz zugelassen, weil die Versorgung mit Naturkautschuk durch die militärischen Konflikte in Fernost gefährdet war. 1955 gründete Hüls zusammen mit den IG Farben-Nachfolgern Bayer AG, Hoechst AG, BASF AG eine Beteiligungsfirma zur Bunaproduktion, die Bunawerke Hüls GmbH. In der Folgezeit wurde aus der ursprünglichen Buna-Produktion für die Reifenindustrie eine breitere Produktpalette entwickelt. In den 1990er Jahren trennte sich die Hüls AG endgültig von ihren Aktivitäten mit künstlichem Kautschuk.